Immer wenn ein neues Medikament in die erste Phase der klinischen Prüfung geht, gibt es bestimmte Personengruppen, die von der Liste der Studienteilnehmenden ausgeschlossen werden. Frauen und Kinder werden fast immer gestrichen, ebenso wie Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist. In der Tat gibt es stichhaltige Argumente für den Ausschluss gefährdeter Gruppen in den frühen Phasen klinischer Prüfungen. Viele dieser Gründe haben mit der Sorge um die Sicherheit der Teilnehmenden zu tun. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Personengruppen einfach vergessen werden können, wie es bei den immungeschwächten Personen der Fall war, die gegen COVID-19 geimpft werden wollten.
Wie konnte das passieren? Sehen Sie sich diese Galerie an, um mehr darüber zu erfahren.
Als die Pharmaunternehmen 2020 um die schnellste Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffs wetteiferten, mussten sie sich entscheiden, wen sie in die klinischen Versuche einbeziehen wollten.
Wie bei vielen klinischen Studien wurden Menschen mit geschwächtem Immunsystem, einschließlich HIV-Infizierter, von den Tests ausgeschlossen.
HIV, das das körpereigene Immunsystem angreift und unbehandelt zu AIDS führen kann, betrifft weltweit fast 38 Millionen Menschen.
ExpertInnen vermuten seit langem, dass die COVID-19-Impfstoffe für HIV-positive Menschen möglicherweise nicht den gleichen Schutz bieten wie für die Allgemeinbevölkerung.
Dennoch fehlt es an zuverlässigen Belegen zu diesem Thema, da HIV-positive Menschen von den frühen Phasen der klinischen Studien fast vollständig ausgeschlossen wurden.
Es ist nicht unüblich, dass immungeschwächte Teilnehmende von den ersten Runden von Impfstudien ausgeschlossen werden. Sie werden in vielen Fällen aus Sicherheitsgründen ausgeschlossen.
Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit für Schäden höher, während sich ein Medikament noch in einer frühen Testphase befindet und sich die WissenschaftlerInnen über die Auswirkungen auf den menschlichen Körper noch nicht sicher sind.
Menschen, deren Immunsystem bereits geschwächt ist, ein Medikament zu verabreichen, könnte sie einem höheren Risiko aussetzen als eine Person, die ansonsten gesund ist.
Dies ist auch einer der Gründe, warum Schwangere und Kinder in der Regel von frühen Studienrunden ausgeschlossen werden. Weitere Gründe sind die Gefahr von Geburtsfehlern und die Schwierigkeit, die Zustimmung einzuholen.
In Fällen, bei denen für die Entwicklung einer Impfung neue Technologien eingesetzt werden, werden die Bedenken über mögliche unerwünschte Wirkungen noch verstärkt.
Dies war auch bei den COVID-19-Impfungen der Fall, bei denen für manche mRNA-Technologie eingesetzt wurde, die noch nie für ein zugelassenes kommerzielles Produkt zum Einsatz gekommen war.
Pharmaunternehmen könnten sich jedoch auch dafür entscheiden, immungeschwächte Menschen von ihren klinischen Studien auszuschließen, um den Ruf der Wirksamkeit ihres Impfstoffes zu wahren.
BranchenkennerInnen hatten spekuliert, dass Unternehmen wie Pfizer und Moderna in der Zeit, in der sie um den wirksamsten Impfstoff konkurrierten, bestimmte Gruppen von den Studien ausschlossen, um saubere Ergebnisse zu liefern.
Rein aus ergebnisorientierter Sicht scheint dieser Grund, den Impfstoff nicht an immungeschwächten Personen zu testen, alles andere als moralisch vertretbar.
Die stärkste Folge davon, dass die Pharmaunternehmen sich dazu entschieden haben, ihre COVID-19-Impfstoffe nicht an HIV-positiven Menschen zu testen, ist, dass immer noch sehr wenig über die Auswirkungen der Impfung auf diese Menschen bekannt ist.
Dies könnte dazu beigetragen haben, dass COVID-19 überproportional HIV-Positive betrifft.
Nach Angaben der BBC haben HIV-positive Menschen tatsächlich eine 70 % höhere Wahrscheinlichkeit als die Allgemeinbevölkerung wegen COVID ins Krankenhaus zu müssen.
Außerdem könnte der Ausschluss von HIV-Positiven von den Studien es erschwert haben, der Entstehung neuer Varianten vorzubeugen.
Das Immunsystem von Menschen mit HIV funktioniert nicht richtig, was bedeutet, dass es ein Virus wie COVID-19 nicht auslöschen kann und dieses zur Mutation angeregt wird.
Diese verlängerte Infektion ermöglicht es dem Virus zu mutieren oder sich neu zu formieren und sich so potenziell in eine besorgniserregende Variante zu verwandeln.
Seit den Anfängen der Pandemie wurden die Vorteile von Forschung, die sich mit der Interaktion von COVID-19-Impfstoffen mit dem Immunsystem von HIV-Positiven beschäftigt, bekannt gemacht.
In der Folge haben verschiedene Gruppen von Protestierenden gefordert, dass HIV-positive Menschen in die klinischen Studien aufgenommen werden.
So protestierten beispielsweise im Juli 2020 verschiedene HIV-Aktivistengruppen und Forschungsorganisationen in den USA gegen den Ausschluss von HIV-positiven Teilnehmenden von den Phasen II und III des Impfstoffs von Moderna.
Sie argumentierten, dass wenn HIV-Positive mit antiretroviraler Therapie (ART) behandelt werden und ihr Immunsystem auf vergleichsweise normale Weise funktioniert, sie nicht von den Studien ausgeschlossen werden sollten.
Die Proteste zeigten Wirkung. Letztlich begann Moderna Menschen mit gut kontrolliertem HIV in die Studien aufzunehmen. Auch Pfizer folgte schnell.
Jedoch war die Zahl der HIV-positiven Teilnehmenden, die in die Studien aufgenommen wurden, so gering, dass sich aus den Ergebnissen kaum wirksame Schlussfolgerungen ziehen lassen.
Kürzlich gab es Forderungen nach einer gezielten großen klinischen Studie, die die genauen Wechselwirkungen von HIV mit verschiedenen COVID-19-Impfstoffen untersucht.
Eine solche Studie, die derzeit läuft, ist die Ubuntu-Studie. Das Ziel der von den USA finanzierten Studie ist die Wirkung des Impfstoffes von Moderna auf eine Gruppe von 14.000 Menschen in acht afrikanischen Ländern zu untersuchen, von denen 90 % mit HIV infiziert sind.
Quellen: (BBC) (PRIM&R)
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Immer wenn ein neues Medikament in die erste Phase der klinischen Prüfung geht, gibt es bestimmte Personengruppen, die von der Liste der Studienteilnehmenden ausgeschlossen werden. Frauen und Kinder werden fast immer gestrichen, ebenso wie Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist. In der Tat gibt es stichhaltige Argumente für den Ausschluss gefährdeter Gruppen in den frühen Phasen klinischer Prüfungen. Viele dieser Gründe haben mit der Sorge um die Sicherheit der Teilnehmenden zu tun. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Personengruppen einfach vergessen werden können, wie es bei den immungeschwächten Personen der Fall war, die gegen COVID-19 geimpft werden wollten.
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