Die Wahl eines neuen Papsts ist eine der geheimsten und historisch reichsten Traditionen der Welt. Dieser seit Jahrhunderten im Glauben verankerte Prozess bestimmt den nächsten Glaubensführer von einer Milliarde Katholiken sowie die zukünftige Kirchenleitung.
Das Papsttum spielt seit Jahrhunderten eine zentrale Rolle im Katholizismus, der Politik und den propagierten Moralvorstellungen und prägt durch die Person auf dem Heiligen Stuhl die Geschichte. Aber hinter dem Glamour des Petersplatzes und den geheimnisvollen Gesichtern der Kardinäle steckt ein komplexes und äußerst strukturiertes System, das sich über die Zeit herausgebildet hat.
Aber wie genau wird eigentlich ein neuer Papst ins höchste Amt der katholischen Kirche gehoben? Was passiert hinter den verschlossenen Türen der Sixtinischen Kapelle? Und wie sehr entsprechen die Intrigen, die in Büchern und Filmen dargestellt werden, der Wirklichkeit? Klicken Sie weiter, um mehr zu erfahren.
Wenn ein Papst stirbt oder sich aus dem Amt zurückzieht, beginnt in der katholischen Kirche ein heiliger und geheimer Prozess, um seinen Nachfolger zu bestimmen. Dieses jahrhundertealte Vorgehen besteht aus Ritualen, Gebeten und minutiösen Prozeduren, die in der Wahl eines neuen Oberhaupts der katholischen Kirche gipfeln.
Ihre Leitung führt die katholische Kirche auf den Heiligen Petrus, einen von Jesus engsten Anhängern zurück. Laut der Tradition der Kirche ernannte Jesus Petrus im Jahr 30 n. Chr. und alle Päpste seither lassen sich in einer ununterbrochenen Reihe darauf zurückverfolgen.
Das Wort Papst geht auf das lateinische papa zurück, ein Ausdruck des tiefen Respekts. Ursprünglich wurde dieser für viele Kirchenfiguren verwendet, aber ab dem 6. Jahrhundert galt er ausschließlich für den Bischof von Rom. Im Laufe der Zeit wuchs die Macht des Papstes und er wurde über alle anderen Bischöfe erhaben.
Vor dem 11. Jahrhundert wurden Päpste per Volksabstimmung bestimmt, was häufig zu heftigen Auseinandersetzungen, Rivalitäten und sogar Gewalt führte. Bis Reformen verabschiedet wurden, litt die Kirche unter Instabilität. Die Reformen sorgten für einen strukturierteren, jedoch weiterhin mysteriösen Prozess für die Wahl des Heiligen Vaters.
1059 revolutionierte Papst Nikolaus II. die Papstwahl, indem er bestimmte, dass nur Kardinäle wählen durften. Dies verringerte die Einmischung römischer Aristokraten und des niederen Klerus und legte die Grundlage für die Bildung des Kardinalskollegiums, das bis heute die Papstwahl bestimmt.
Um 1150 hatte das Kardinalskollegium seine Rolle als alleinige Instanz für die Papstwahl gefestigt. Im Laufe der Zeit wurde das System durch weitere Vorschriften verfeinert, darunter die Vorschrift, dass die Wähler unter Verschluss gehalten werden mussten, um eine Beeinflussung von außen zu verhindern und die Unantastbarkeit des Verfahrens zu wahren.
Im Mittelalter versammelten sich selten mehr als 30 Kardinäle. Die Zahl wuchs 1586 auf 70. 1975 legte Papst Paul VI. die Obergrenze für wählende Kardinäle auf 120 fest, was für eine vielfältige, aber gleichzeitig übersichtliche Gruppe von Wählern für den Heiligen Stuhl sorgte.
Ab 1970 verbietet eine neue Regel, dass Kardinäle über 80 Jahren wählen dürfen. Aktuell dürften 120 Kardinäle wählen, aber acht davon werden dieses Recht Ende des Jahres verlieren, da sie die Altersgrenze erreichen werden.
Dass ein Papst zurücktritt, kam so gut wie nie vor. Vor Papst Benedikt XVI. im Jahr 2013, passierte dies das letzte Mal 1415 mit Gregor XII. In der Regel dienen Päpste bis zu ihrem Tod und daher sind freiwillige Rücktritte dramatische und außergewöhnliche Ereignisse in der Kirchengeschichte.
Sobald ein Papst seinen Sitz räumt, muss das Konklave (die offizielle Wahl) innerhalb von 15 bis 20 Tagen beginnen. Dieser 1922 festgelegte Zeitrahmen stellt sicher, dass die Kardinäle weltweit Zeit haben, nach Rom zu reisen, um an dem historischen und feierlichen Verfahren teilzunehmen, mit dem der nächste Papst bestimmt wird.
Theoretisch kann jeder stimmberechtigte Kardinal zum Papst gewählt werden. Bei ihrer Ankunft in Rom wird ihnen eine örtliche Kirche zugewiesen, die sie beaufsichtigen. So können sie die Messe lesen und sich der Öffentlichkeit unauffällig vorstellen, bevor das geheime Konklave offiziell beginnt.
Anders als bei politischen Wahlen ist es verboten, direkt für die eigene Kandidatur zu werben. Aber in den Tagen vor dem Konklave führen die Kardinäle ruhige Diskussionen, um Unterstützung und Einfluss zu gewinnen. Am Sonntag vor dem Konklave feiern sie in den Kirchen in ganz Rom eine Messe, um auf sich aufmerksam zu machen, ohne ausdrücklich für sich zu werben.
Sobald das Konklave beginnt, werden die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle eingeschlossen und von der Außenwelt völlig abgeschnitten. Kommunikation nach außen ist strengstens verboten, um politische Manöver zu verhindern und sicherzustellen, dass die Entscheidung allein durch göttliche Inspiration und Beratung unter den führenden Kirchenvertretern getroffen wird.
Vor Beginn der Abstimmung legen die Kardinäle den Eid ab, das Konklave geheim zu halten. Nur die wichtigsten Teilnehmer (wie Sicherheits- und medizinisches Personal) dürfen in begrenztem Umfang Kontakt aufnehmen. Jede Verletzung der Vertraulichkeit wird als schwerer Verstoß gegen die Integrität des Konklaves und die göttliche Führung angesehen.
Jede Wahl folgt einem dreistufigen Prozess: Vorprüfung (Verteilung und Vorbereitung der Stimmzettel), Prüfung (geheime Stimmabgabe) und Nachprüfung (Auszählung und Überprüfung). Bei ordnungsgemäßer Durchführung führen diese Schritte zu einem fairen und wohl durchdachten Auswahlverfahren.
Am ersten Tag des Konklaves wird zum ersten Mal abgestimmt. Erhält kein Kandidat eine Zweidrittelmehrheit, wird die Abstimmung bis zu vier Mal pro Tag fortgesetzt. Falls erforderlich, legen die Kardinäle eine Gebets- und Denkpause ein, bevor sie den Prozess der Papstwahl fortsetzen.
Falls innerhalb von drei Tagen kein Papst gewählt wird, nehmen sich die Kardinäle einen ganzen Tag Zeit zum Beten und Nachdenken. Dieser Zyklus wird fortgesetzt, bis ein Kandidat die nötige Mehrheit auf sich vereinen kann. Kommt es zu einer Pattsituation, treten die beiden Spitzenkandidaten zu einer Stichwahl an, die garantiert, dass eine Entscheidung getroffen wird.
Da die Diskussionen in der Sixtinischen Kapelle nicht an die Außenwelt gelangen, verfolgen die Menschen das Konklave durch Rauchzeichen. Bevor das Konklave beginnt, werden in der Kapelle ein provisorischer Ofen und ein Schornstein eingebaut, in dem die Stimmzettel verbrannt werden.
Wenn schwarzer Rauch aus dem Schornstein aufsteigt, heißt dies, dass noch keine Entscheidung getroffen wurde. Weißer Rauch bedeutet, dass ein Papst gewählt worden ist. Diese jahrhundertealte Tradition zieht weltweit die Aufmerksamkeit von Millionen Menschen auf sich, die sehnsüchtig auf Neuigkeiten aus dem Vatikan warten.
Der genaue Ursprung des Verbrennens der Stimmzettel ist ungewiss. Der weiße Rauch als Zeichen einer erfolgreichen Wahl stammt jedoch erst aus dem 19. oder frühen 20. Jahrhundert. Davor wurden verschiedene andere Mittel (wie mündliche Dekrete oder Glockengeläut) verwendet, um zu signalisieren, dass ein neuer Papst gewählt wurde.
In der Vergangenheit wurde den Stimmzetteln nasses Stroh oder Teer zugesetzt, um weißen oder schwarzen Rauch zu erzeugen. Doch seit 2005 verwendet der Vatikan Chemikalien: Kaliumchlorat, Laktose und Nadelharz für weißen Rauch; Kaliumperchlorat, Anthracen und Schwefel für schwarzen.
Wenn nach mehreren Wahlgängen die schwere Entscheidung getroffen wurde, wird der gewählte Kardinal gefragt, ob er seine Rolle als Papst annimmt. Wenn er zustimmt, übernimmt er offiziell das Papstamt und die Verantwortung für die Führung der größten christlichen Konfession der Welt.
Der neue Papst wählt einen päpstlichen Namen, eine Tradition, die seine Bestrebungen und seine geistliche Führung widerspiegelt. Der Name, den er wählt, wird von früheren Pontifex oder Heiligen inspiriert und gibt Aufschluss über seinen Führungsstil und die Richtung, in die er die katholische Kirche führen möchte.
Nach seiner Wahl erscheint der neue Papst auf dem Balkon des Petersdoms und spricht den traditionellen Segen Urbi et Orbi (lateinisch für "für die Stadt und die Welt"). Dieser kraftvolle Moment gilt als offizieller Beginn seines Pontifikats, bei dem er für die Kirche und die Weltgemeinschaft betet.
Alle Päpste erhalten den Fischerring, ein historisches Symbol für die Autorität als Nachfolger des Heiligen Petrus. Der Ring ist nach dem heiligen Petrus benannt, dem ersten Papst, der von Beruf Fischer war, und wird mit dem päpstlichen Namen des neuen Heiligen Vaters graviert. Nach seinem Tod oder seinem Rücktritt wird er zerstört.
Im Petersdom findet eine formelle Amtseinführungszeremonie statt, mit der der Papst sein neues Amt antritt. Während frühere Päpste aufwändige Krönungszeremonien abhielten, haben sich moderne Päpste in der Regel für einfachere Zeremonien entschieden, die eher ihre spirituelle Mission als königlichen Prunk betonen.
Im Laufe der Geschichte gab es immer wieder Zeiten, in denen einige Fraktionen den gewählten Pontifex ablehnten und einen eigenen, nicht offiziell anerkannten Papst wählten, der als Gegenpapst bezeichnet wurde. Diese rivalisierenden Glaubensführer traten in der Regel in Zeiten großer politischer Auseinandersetzungen auf.
Felix V. (1440–1449) war der letzte bedeutende Gegenpapst, der auf dem Konzil von Basel in Opposition zu Papst Eugen IV. gewählt wurde. Seiner Herrschaft fehlte jedoch die breite Unterstützung, und er dankte schließlich ab, womit die jahrhundertelange Ära der päpstlichen Rivalitäten zu Ende ging.
Das Papstkonklave ist nach wie vor eine der geheimnisvollsten und faszinierendsten Traditionen der modernen Welt. Jedes Mal, wenn ein neuer Papst gewählt wird, wird eine Tradition bekräftigt, die sich über zwei Jahrtausende erstreckt und dafür sorgt, dass die katholische Kirche ihre Mission in einer sich ständig verändernden Welt fortsetzt.
Quellen: (National Geographic) (CNN) (Catholic Church in England and Wales) (Britannica)
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